Palmen in Skandinavien

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    • Palmen in Skandinavien

      Hallo alle

      ich habe mich seit einigen Tagen hier im Forum umgelesen und möchte mich hiermit gern vorstellen.

      Ich wohne in Dänemark auf der schönen Halbinsel Djursland und habe mit meinen ersten Palmen pünktlich zu den harten Wintern 2009 angefangen. Bis Dezember habe ich in Aarhus in einer Wohnung mit grossen Balkons gewohnt und konnte daher nur Palmen im Topf halten. Hier habe ich eine Menge verloren, denn von empfindlichen Wurzeln sagt einem keiner was und ich habe mich auch anfangs nicht besonders mit den Pflanzen auseinander gesetzt. Interessant war für mich jedoch dass einige Pflanzen immer überlebten. Im ersten Winter überlebte ein ungeschützter Olea europea ohne jeglichen Schaden und eine T. Fortunei mit ein paar Blattschäden. Auch eine C. Humilis hatte scheinbar überlebt, ging aber dann doch im Laufe des Sommers ein. Obwohl die genannten Pflanzen leider in den darauffolgenden Jahren eingingen wurde mein Interesse geweckt. Ich muss dazu sagen, dass ich alle Fehler die mir im Nachhinein bekannt sind sind begangen habe (oooh die Sonne scheint, das tut den Pflanzen bei minus 5 Grad Dauerfrost bestimmt trotzdem gut..) und garantiert noch viele Fehler begehen werde. Seit wir nun in einem Haus mit recht grossem Garten wohnen kann ich meinem Interesse nahezu ungehemmt (Geld hab ich nicht unendlich und meine Freundin jubelt bei neuen Pflanzen auch nicht) nachgehen. Beim Einzug im Winter habe ich gleich am Anfang wieder einen Fehler gemacht und alle Pflanzen noch (teilweise mit Topf) eingebuddelt. Bis Anfang Februar ging das gut danach war nicht mehr viel übrig. Im Nachhinein haben aber trotzdem die allermeisten überlebt.

      Was mich an Palmen und anderen Exoten fasziniert ist dass es möglich ist und vor allem das diese dem Garten im Winter ein paar Fleckchen Grün im ansonsten in meinen Augen tristen Rest bieten. Hier muss ich mich vor allem aus diesen Gründen (den starken Kontroversen in diesem Forum bewusst) als bekennender Minimalschützer nach dem Motto "entweder ganz oder gar nicht" outen. Ich konzentriere mich auf die unserem Klima am ehesten standhaltenden und versuche nur wenige gewagtere (wie j. chilensis, B. Capitata oder N. ritchiana) und schaue einfach was passiert.

      Ich habe selbst natürlich noch nicht viele Erfahrungen, und ein Grossteil meiner Pflanzen habe ich erst dieses Jahr gekauft, dennoch haben mich die Erfolge in Topfkultur und in diesem Winter erstmals im Garten bestärkt, denn obwohl ich noch vieles falsch (oder anders als die anderen) mache überleben viele Pflanzen und ich weiss dass ich mit wachsender Erfahrung (auch anderer) noch viel optimieren kann, auch ohne aktiven Schutz.

      Wenn ich Skandinavische Foren mit diesem hier vergleiche fällt mir auf dass in Skandinavien, obwohl des (jedenfalls in grossen Teilen) härteren Klimas und der noch kürzeren Tage im Winter) sehr viel weniger auf Winterschutz fokussiert wird und das mit beachtlichem Erfolg auch in den letzten Wintern. Ich habe darüber nachgedacht ob diese Mentalität in diesem Forum daher kommt, dass man in Deutschland einige Jahrzente länger Erfahrung mit Freilandpalmen hat. Ich bin da realistisch und es kann auch passieren dass ich in einigen Jahren die selbe Haltung habe, wenn ich eine oder viele oder alle langgehegte vermeintlich winterharte Palme (n) verliere.Aber diese Erfahrung muss ich selbst machen, denn wenn keiner wagt kommen wir unser aller Traum auch nicht näher. Anstatt aktiv zu schützen wohl eher zu anderen Pflanzen übergehen wenn ich mit den Palmen langfristig keinen Erfolg habe. Ich habe beispielsweise eine wunderschöne Yucca im Garten stehen (ich kann sie leider nicht eindeutig bestimmen). Die Yucca habe ich von einer Familie im Ort gekauft welche diese viele Jahre unbeachtet und komplett sich selbst überlassen im Garten stehen hatten. Die Pflanze hat einen tollen Stamm und im Winter sieht sie kein bisschen anders aus als im Sommer. Ich habe sie entdeckt weil mein Arbeitsweg an dem Garten vorbeiführt und im Frühling habe ich einfach mal geklingelt um zu hören was das denn für eine Yucca ist. Es zeigte sich dass die keine Ahnung hatten und die Pflanze nach vielen Jahren im Wohnzimmer in den Garten Gepflanzt hatten weil sie zu gross wurde und danach nicht weiter beachtet. Ich konnte die Yucca für wenig Geld ergattern. Sehr erstaunt war ich darüber zu sehen was für ein gigantisches Wurzelsystem sie gebildet hatte und glücklicherweise konnte ich dieses beim Umpflanzen nahezu vollständig erhalten.

      Eine besonders ermutigende Geschichtein Bezug auf Palmen kann ich von einem Bekannten in Aarhus berichten. Dieser hat vor 13 Jahren Samen (fortunei) aus Vancouver mitgenommen und keimen lassen. Aus sehr vielen überlebte mit den Jahren nur eine einzige ohne Schutz, aber diese hat sich mehr als prächtig entwickelt ohne jemals anderen Schutz als ein wenig Mulch erfahren zu haben. Unter folgendem Link könnt ihr die Entwicklung sehr gut illustriert finden: frilandspalmer.dk/min-strste-palme . Selbst diesen Winter konnte man der ungeschützten Palme nur wenig ansehen.

      Dieses Beispiel ermutigt mich besonders mit Hinblick auf den Aspekt der Abhärtung über mehrere Generationen wie hier ja auch bereits betrieben wird. Es mag richtig sein dass es viele Generationen bedarf, verlässlich harte Palmen hervorzubringen, aber es ist möglich und kann meiner Meinung nach auf die Weise wie mein Bekannter es macht sehr beschleunigt werden indem man Samen von im vornherein seit Langem einem unserem möglichst ähnlichem Klima ausgesetzt sind (nicht nur in bezug auf Kälte), also am Anfang auf die Provenienz achtet und Palmen aus grossen Höhen oder von Orten wo sie seit langem ausgesetzt gedeihen verwendet. Mein Bekannter hat auf diese Weise schon tausende Palmen verloren aber immer welche übrig die den Winter nicht nur überstehen sondern tatsächlich blendend aussehen, Jahr für Jahr.

      Ich finde an diesem Forum sehr gut dass viele die Entwicklung Ihrer Pflanzen über lange Zeiträume hin Dokumentieren und ich hoffe dass ich in Zukunft auch etwas beitragen kann. Mir ist aufgefallen, dass sich sehr viele Threads verlieren und man nie erfährt wie es weiter gegangen ist. Ich vermute dass bei vielen die Pflanzen eingegangen sind oder nicht besonders ansehnlich sind. Aber diese Ergebnisse sind doch genauso interessant. Vielleicht kann man die Threadstarter ja mit automatischen Erinnerungen per Mail (zum Beispiel nach 3 oder 6 Monaten ohne Aktivität in dem Thread) dazu aufmuntern mal wieder ein Update zu schreiben?

      Viele Grüsse aus Dänemark

      Torben
      PS: Ich hab versucht einige Bilder einzustellen aber ob es geklappt hat kann ich wohl erst sehen wenn ich den Thread erstellt habe. Ansonsten versuche ich welche nachzureichen :)
      Dateien
    • Bilder 2. Versuch
      Dateien
    • Hallo Volker,

      danke für die Info. In Richtung Recurvifolia hatte ich auch vermutet, aber für mich sind die alle zu ähnlich und einige Merkmale passten nicht so richtig.Die Yucca hat gelbe ungezahnte Ränder und ist auf beiden Blattseiten glatt.

      Wagst du auch eine Einschätzung ob es sich bei der Sabal um eine minor handelt. Die Pflanze hat ganz vereinzelt Fäden, einen sehr kriechenden Stamm und die Blätter würde ich als schwach Costapalmat bezeichnen. Vorderseite der Blätter sieht sie komplett Palmat aus hinten ist jedoch ein, ein paar Zentimeter langer Streifen an welchem noch ein Paar Segmente entspringen. Ich weisse nicht ob das noch schwach ist, da mir die Vergleichsgrundlage fehlt. Am Schatten sieht man sehr gut, dass das Blatt in der Mitte tiefer geteilt ist. Von Blütenständen allerdings keine Spur (hab sie seit april).

      Beste Grüsse

      Torben
    • Willkommen im Forum ::ww

      nebroter schrieb:

      Wenn ich Skandinavische Foren mit diesem hier vergleiche fällt mir auf dass in Skandinavien, obwohl des (jedenfalls in grossen Teilen) härteren Klimas und der noch kürzeren Tage im Winter) sehr viel weniger auf Winterschutz fokussiert wird und das mit beachtlichem Erfolg auch in den letzten Wintern. Ich habe darüber nachgedacht ob diese Mentalität in diesem Forum daher kommt, dass man in Deutschland einige Jahrzente länger Erfahrung mit Freilandpalmen hat.
      Was den Winterschutz betrifft ist das verstärkt erst seit Januar 2009 so dieser Monat hat vieles verändert was Winterschutz betrifft zumindestens bei mir obwohl ich immer noch versuche mit sowenig wie möglich auszukommen habe ich diesen Aufwand vorher nie betrieben
      Grüße.Stefan Auch aus Braunschweig ;smilie[198]
    • Hallo alle

      Danke für eure netten Begrüssungen.

      So weit ich mich erinnere war der Januar 2009 gar nicht so extrem hier in Dänemark aber vielleicht war ich da weil ich noch keine Palmen hatte auch nicht so aufmerksam drauf. Hier spricht man von den harten letzten drei Wintern also 09-10, 10-11 und 11-12, wobei letzterer eigentlich bis auf zwei Wochen im Februar recht mild war. Im Februar haben viele dafür wie ihr in DE auch rekordtiefstwerte erlebt. Das kälteste was ich gemessen habe (allerdings im autothermometer waren minus 19 grad) in Aarhus wo die alte Palme steht wurden -15,4 grad direkt an der Palme gemessen, was die niedrigste Temperatur seit sie existiert war.

      Hier wo ich wohne haben wir temperaturmässig anscheinend ein verhältnismässig kaltes mikroklima erwischt. Es ist (laut autothermotmeter) immer 1-2 Grad kälter hier als nur wenige Kilometer weiter, sowohl morgens wenn ich zur arbeit fahre, als auch abends wenn ich zurück komme beobachte ich dies fast jedes mal. An jenem morgen wo mein Auto minus 19 Grad anzeigte, zeigte es nur 5 km von hier -14 Grad an was schon ein grosser Unterschied ist. Ich hatte eigentlich gedacht dass wir noch von der 6 km entfernten Ostsee profitieren würden, aber dies ist anscheinend nicht der Fall. Ebenfalls nachteilig für das Mikroklima ist wohl, dass wir direkt an einem Wald (nördlich vom Haus) und ansonsten weiten Feldern in alle anderen Richtungen wohnen und die nächste Bebauung ca. 400 meter entfernt ist. Positiv sollte sich eigentlich auswirken dass wir auf einer kleinen Erhebung (ca 35 meter über NN) wohnen wo die Kalte Luft eigentlich herunterfliessen müsste. So weit ich weiss hatten wir aber eine hier eher seltene Inversionswetterlage und ohne dass ich genau weiss was das ist, stelle ich mir einfach vor dass sie alles auf den Kopf stellt :)

      Wenn man bedenkt das wir etwa minus 19 grad hatten und die Pflanzen keine zeit zum etablieren hatten finde ich dass die Palmen sich sehr gut gemacht haben. Einige der Palmen waren welche von meinem Bekannten und von diesen haben aus insgesamt ca 10 nur 2 oder drei zweijährige nicht überlebt. Zwei Fortuneis sind freilandgekeimt und 7 Jahre alt ohne dass sie jemals Schutz erhalten hätten. Sie sahen sehr ramponiert aus, aber haben sich ziemlich schnell wieder aufgerafft, was bei importierten Trachies meiner Erfahrung nach viel länger dauert, falls es denn überhaupt klappt. Mit einer 7 jährigen Wagnerianus aus belgischer Freilanwar da noch eine grosse C. humilis mit ca. 40cm Stamm schätze ich und eine Fortunei mit 90 cm Stamm, beide importe, die Trachy aus Italien (offiziell jedenfalls, sah mir auf jeden Fall nach freiland aus wg. kräftigem Stamm und kurzen Blattstielen)) und die humilis weiss ich nicht. Beiden habe ich in der kältesten Zeit ne olle Decke übergeworfen und beide sahen danach sehr fertig aus. Die humilis treibt aus zwei Seitenstämmen zögerlich wieder aus und die fortunei hatte ein wenig geschoben, aber das konnte ich leider ohne grosse Anstrengung rausziehen und jetzt ist da nichts mehr Grünes zu sehen. Putzigerweise hatte die Trachy einen kleinen einblättrigen Ausläufer gebildet welcher keine Spuren vom Winter hatte und auch ein wenig wächst. Ich zählen jedoch Verluste des Hauptstammes trotz Seitentrieben als Verlust und nicht als Erfolg. Die Erfahrungen zeigen mir dass die Blätter nicht das kritische sind und die Wurzeln auch nicht bzw. Mulchen ist ausreichend. Die Blätter nicht weil ich mehrere Jungpflanzen habe die keine Blattschäden bekamen und da sie normal wachsen wohl auch keinen Wurzelschaden. Bei Jungpflanzen sitzt das Meristem aber noch unterirdisch und es sitzt bedeutend tiefer als man unmittelbar denkt. Grössere Palmen erleiden hier oft Schäden wo kleinere keine Probleme machen. Bei der Palme meines bekannten schneidet dieser alte Blätter nur sehr zögerlich ab. Haben diese vielleicht auf natürliche Weise das Meristem ein wenig mehr geschützt? Es geht hier ja immer um Marginalen.

      Ich konnte auch beobachten was andere hier auch schon geschildert haben, dass schattig stehende Palmen am besten aussahen. Die schädliche Wirkung von wintersonne bei Bodenfrost macht Sinn. Kann eine Schattige Trachy dauerhaft einen Vorteil durch weniger Wachstum aber dafür auch weniger Schäden erleiden?

      All diese Dinge werde ich mehr oder weniger systematisch ausprobieren. Im vorderen Teil des Gartens habe ich eher grössere Pflanzen die ich auch pflege und notfalls ein wenig schütze. Im hinteren Teil wird experimentiert. Ich pflanze Palmen verschiedensten ALters und Herkunft in alle Kombinationen Sonne, Schatten, Südhang, Osthang, Westhang, Nordhang, gut drainiert und weniger gut drainiert, manche bekommen einen Nässeschutz früher, manche später manche gar nicht und manchen schmeisse ich nen Topf über und so weiter. ich überlasse sie ansonsten komplett sich selbst und schneide auch nichts Hässliches ab. Im Laufe der Winter werde ich so hoffentlich sehen was einer Palme in meinem Garten und Klima tatsächlich am besten bekommt und ich freue mich bereits auf die Funde unversehrter Pflanzen, manche vielleicht erst nachdem ich sie mehrere Jahre nicht gesehen hab weil sie in Hecken und Büschen und Baumlöchern gepflanzt sind und ich mir unmöglich alle Orte merken kann. Solange sie überleben und gedeihen ist es mir egal ob sie viel langsamer wachsen und vielleicht buschiger und weniger Palmenhaft aussehen. Vielleicht ist die optimale Palme für unser Klima ja ein Trachybusch..

      Puuh jetzt habe ich schon wieder so viel geschrieben. Ich muss aber zu meiner Verteidigung sagen, dass meine Freundin längst nichts mehr von Palmen wissen will und sogar ein Verbot verhängt wurde in ihrer Anwesenheit das Wort Palme auch nur auszusprechen.

      Viele Grüsse

      Torben
    • nebroter schrieb:

      Puuh jetzt habe ich schon wieder so viel geschrieben.


      Hallo Torben

      Willkommen im Klub ::ww .

      Zuviel schreiben geht nicht ;)) und bei Frauen/Männer haben wir glaub ich alle fast das selbe Problem. Meine versteht mein Hobby auch nicht :smoke .

      Was ich aber echt stark finde, das das bei dir im Norden auch geht. Gut Du hast die Nordsee etwas näher wie Meinereiner ;)) .
      MfG Jürgen Click for Düren, Deutschland Forecast
    • ::ww und Herzlich Willkommen bei Exotenfans!
      Finde sehr interessant, was für Erfahrungen du so weit nördlich gemacht hast
      und ich hätte auch nicht gedacht, dass man so weit oben doch ein paar Palmen über den Winter bringt.
      Viel Glück für die nächsten Jahre!

      Lenny
      ZIELE 2014:
      [ ] Palmen überleben den Winter
      [ ] Parajubaea cocoides
      [ ] Rhapidophyllum hystrix
      [ ] Vorgarten als Yuccabeet richten
    • Hi ihr,

      es ist wirklich erstaunlich was hier im Norden noch möglich ist vor allem wegen den im Winter schon wirklich kurzen Tagen.

      Mitte Dezember geht die Sonne hier irgendwann um nach neun auf und schon vor 15 Uhr wieder unter. Ansonsten ist nach dem was ich in den letzten Jahren erlebt hab das Wetter hier im Osten von Jüttland/Djursland eigentlich recht günstig, auf jeden Fall für Trachies. In normalen Wintern kommen wir eigentlich nie, oder nur ein zwei Tage unter minus 10 Grad und oft sind wir sogar nachts über dem Gefrierpunkt. Die Mitteltemperatur im Jan/Feb liegt knapp über Null grad so weit ich weiss. Auch im Sommer herrschen hier trachyfreundliche Temperaturen, so dass es von April bis Oktober eigentlich nie zu heiss oder kalt wird für gutes Wachstum. Ohne dass ich Zahlen habe ist es hier im Winter auch nicht besonders nass und egal wie schlecht das Wetter ist, gibt es praktisch keine Tage an denen man die Sonne nicht zu Gesicht bekommt. Oft wird beim Wetterbericht von schlechtem Wetter gesprochen, wovon wir hier oft wenig mitbekommen. Im Vergleich zu Flensburg wo ich bis vor vier Jahren gewohnt habe, ist das Wetter hier wesentlich trockener und freundlicher. In Flensburg kann man, wenn man Pech hat, erleben die Sonne zwei Wochen am Stück nicht zu sehen und selbst bei gutem Wetter zieht es da meistens im Laufe des Tages zu und man hat eine graue Suppe mit Nieselregen am Nachmittag.

      Bis letztes Jahr habe ich als Unternehmensberater gearbeitet wo ich unter anderem deutsche Unternehmen in Skandinvien unterstützt habe. Ich war oft verwundert wie viele wirklich glaubten dass man sich im Winter mit Schlittenhunden vorwärts bewegt und aufpassen muss nicht von Eisbären erschlagen zu werden wenn man nicht schnell genug in sein Iglo flüchten kann. Ich glaube das dänische Küstenklima kann sich im Winter durchaus mit den mildesten Regionen in Deutschland messen. Wobei es auch hier im Osten (also Seeland) am Kältesten und trockensten ist und im Westen am wintermildesten. Viele Regionen liegen nach USDA in Zone 8 und die kältesten (von Grønland abgesehen :) ) sind Zone 6 (in Mitteljüttland). Ich konnte bisher keine guten USDA Karten über Dänemark finden aber denke dass Syddjurs in Zone 7b und teilweise auch in 8a liegen müsste. Wie viele hier sicher einig sind ist eine günstige USDA Klimazone ja kein Garant für Palmenerfolg mit minimalgeschützen Pflanzen, es darf auch nicht zu feucht sein, die Länge der Frostperioden ist ausschlaggebend (wegen gefrorenem Boden) und nicht zuletzt glaube ich auch die Tageslänge im Winter. Da wo die Trachies ursprünglich herkommen sind die Tage viel gleichmässiger und so kurze Tage wie in Mitteleuropa im Winter gibts da nicht annähernd. Deshalb glaube ich auch dass es Palmen in Bayern und Österreich und Schweiz in ungünstigeren USDA Klimazonen leichter haben können als weiter nördlich, wie einge Beiträge hier im Forum ja auch eindrucksvoll aufzeigen. Der Tageslängenunterschied zwischen Dänemark und Süddeutschland ist garantiert mehr als eine Stunde im Dezember, Also eine Stunde weniger Tag und eine Stunde Länger Nacht, noch dazu hat die Sonne in Dänemark weil sie noch tiefer steht um einiges weniger an Kraft. Ich kenne dennoch sogar eine Palme in Mitteljütland (Zone 6) in absolut unvorteilhaftem Mikroklima (zu allen Seiten frei und auch noch in einem Ort der in einem Kessel liegt, wo die Kälte geradezu reinströmt) die zumindest den Winter 10/11, nur mit ein paar Blättern und Zweigen drüber, ohne nennenswerte Schäden überstanden hat. Ich weiss allerdings nicht wie es ihr in diesem Winter ergangen ist. Mit Tieftstemperaturen von ca. -25 grad in Mitteljütland im Februar schwant mir da nichts Gutes..

      Ich habe übrigens bei meinen beiden (zugegebenermassen wirklich dummerweise) ungeschützten Olivenbäumen (stinknormale O. Europea), die recht versteckt und schattig im Garten stehen, einer den ganzen Winter sogar im Topf) entdeckt, dass sogar die wieder von unten austreiben. Viele Äste an beiden sind auch noch grün innen, auch wenn viele ganz offensichtlich abgefroren sind. Diese Erlebnisse sind immer wieder toll. Sogar meine Freundin, sagte dazu, dass wenn die wieder austreiben war es deren eigene Wahl hier tatsächlich wachsen zu wollen :)

      Ich habe diesen Sommer rund 50 2-3 Jährige Trachies an teilweise sehr versteckten und unzugänglichen Orten vornehmlich im hinteren (wilden) Teil des Gartens gepflanzt und 30 bereits abgehärtete fehlen mir noch (die habe ich bei Ebay wirklich günstig geschossen). Egal wie der Winter wird, werden es einige mit Sicherheit gut überstehen. Und eigentlich je härter der Winter wird desto besser wird selektiert.

      Hier in Dänemark wollen die Gärtnereien und Baumärkte usw. gerade wirklich gerne ihre Reste loswerden, so dass ich auch in der letzten Zeit nicht drum herum gekommen bin noch einige Pflanzen zu kaufen. So kosten hier bei Bauhaus schöne buschige wenn auch noch kleinere (aber schon blühende) C. humilis cerifera nur umgerechnet 10 EUR, geschätzt 60-70 cm (reine Pflanzenhöhe) B. Capitata 12,50 EUR, mindestens 180cm hohe P. canarensis 10 EUR, 60 cm hohe angebliche T. takil 12,50 (glaub es sind keine, sehen aus wie fortunei aber haben etwas steifere Wedel) und 60-70cm T. wagnerianus mit ca 25 cm Stamm 12,50 EUR. Unglaublich aber wahr, so hatte Bauhaus dieses Jahr die mit Abstand beindruckende Qualität an Palmen. Die einzig weitere Palme von guter Qualität die ich dieses Jahr in Dänemark gekauft habe, ist die früher erwähnte silbrige fortunei (in einem Supermarkt ähnlich wie Real) die von ca 125 EUR auf ca 37,50 reduziert war. Die sieht so toll und robust aus, dass ich schon öfter wieder da war um ggf. zuzuschlagen falls die allerletzten noch weiter reduziert werden. Im September werde ich die Verkäufer mal daraufhin anhauen, denn in den letzten Wochen haben die scheinbar nur sehr sehr wenige davon verkauft. Die meisten haben, glaube ich die ebenfalls angebotene etwas grössere (weil total vergeilten) genommen, die ca 6 EUR günstiger waren, aber aufgrund der langen Stängel fast doppelt so hoch.

      Ich hatte im Frühjahr bereits eine der genannten Waggies mitgenommen und gepflanzt und jetzt wo sie für 12,50 EUR (noch eine sehr grosse Auswahl) da standen mir noch eine mitgenommen. Schon beachtlich wie die sich jetzt schon unterscheiden. Die ältere hat viel hellere Blätter bekommen und der Stamm ist viel dicker. Bei allen Bauhaus Palmen waren die Töpfe sehr gut durchzurzelt und es gab keine Wachstumspausen nach dem Einpflanzen, obwohl ich noch nie sowas wie ST benutzt habe und die wirklich selten mal nur gedüngt werden. Ich glaube, dass weniger, dafür langsam gewachsene Blätter besser sind als mehr, schnellgewachsene. Wenn die Palme sich mit den Blättern etwas mehr Zeit lassen kann, werden die bestimmt auch besser. Vielleicht ist das auch nur ne schlechte Ausrede für meine Faulheit. Naja und die im Frühjahr gepflanzte Waggie hat trotz allem auch 6-7 neue Blätter (fürs Zählen bin ich echt zu faul) bisher geschoben, was für das erste Auspflanzjahr bestimmt gar nicht schlecht ist. Drei Weitere sind schon zu sehen.

      Nun denn, ich freu mich wieder von euch zu hören und wünsche euch ein schönes Wochenende.

      Beste Grüsse.

      Torben
    • Hallo alle,

      Nach über einem Jahr ohne Beiträge ( habe aber immer mitgefolgt was hier passiert) wollte ich mich auch mal wieder aus Dänemark melden. wollte ich eigentlich schon längst aber komme irgendwie nie dazu..

      Der lange winter war perfekt um herauszufinden was nicht geht und wo das mikroklima ungünstig ist :) der sommer war dafür bisher wirklich bombe und hat hoffentlich wieder einigen schaden gutmachen können.

      So weit ich sehen konnte hatten die meisten von euch Glück mit den Temperaturminima diesen winter. Im 25 km entfernten aarhus war die tiefsttemperatur diesen winter knapp minus 9 grad. Hier so weit draussen auf dem land kamen wir aber leider mehrmals auf minus 16 grad und waren sogar im märz noch einmal eingeschneit.

      Der lange und eben hier auch kalte winter hatte wirklich seine spuren hinterlassen. Fast alle palmen ( alle situativ passiv, über nur gemulcht bis gar nicht geschützt) hatten blattschäden und die meisten sogar kompletten blattverlust. Manche zeigen erst in diesen wochen wieder leben und einige scheinen mausetot. Am meisten enttäuscht war ich über r. Hystrix, sabal (angeblich aber wohl doch nicht) minor und yucca linearifolia. Die beiden erstgenannten haben zwar wieder bzw. Noch etwas grün aber das wird nix mehr mit denen.

      Naja anstatt rumzujammern, ( es war ja ein experiment und das einzige worüber ich jammern könnte was nicht meine schuld ist, war dass dieser winter hier noch einmal auf seine eigene weise besonders hart war), möchte ich euch lieber von den positiveren ergebnissen berichten:

      Ficus carica ist zurückgefroren aber dieses jahr sehr gut gewachsen.

      Musa basjoo haben alle unterirdisch nur mit ein paar angehäuften blättern überlebt und sind recht gut gewachsen. Die höchste ist jetzt etwa auf 150 cm und stammumfang auf vorjahresniveau am ende der saison.

      Opuntien haben rein ohne schutz fast alle ohne schäden überlebt. Allerdings hat nur einer mit einer einzigen blüte geblüht.

      Die große yucca ( bin mir jetzt recht sicher dass es eine recurvifolia ist) hat im frühling mit braunen flecken ein wenig gezickt und viele blätter eingebüßt, aber hat sich gut erholt und eine menge kindel gebildet die mega schnell gewachsen sind. Wusste gar nicht dass die so ein tempo an den tag legen können. Nehme die kindel jetzt immer als gastgeschenke mit, oft am meisten zu meiner eigenen freude dass dort auch endlich was exotisches wächst.

      Die große trachy, hatte sehr gelitten und bis auf zwei alle blätter nach und nach verloren. Sie schob ab mai aber wieder kräftig erst mit zwei riesen wedeln dann mit drei sehr kleinen und jetzt mit mehreren in normalgröße. Ich werde ihr in den nächsten wintern in evt kälteren nächten einen schlafsack überziehen, auch wenn ich noch nicht ganz verstanden habe warum palmen nach frostschäden im nächsten winter an den blättern so viel empfindlicher sein sollten. Die blätter sind ja fast alle neu.

      Kleinere 8 jährige trachy hatte dieses jahr zum zweiten mal in folge totalen blattverlust. Hat diesen schon wieder komplett ausgeglichen ohne je ein missgebildetes blatt geschoben zu haben und sieht recht vital aus.

      Viele ungeschützte kleinere trachy palmen haben überlebt und wachsen auch sehr gut. Hängt sicherlich auch mit der schützenden schneedecke zusammen. Interessant war hier dass die am nach westen ausgerichteten recht schattigen hang in der mulde klar am besten klargekommen sind und zwar ganz ohne schutz auch kein mulch. Eine hatte überhaupt keine schäden und ist auch gut weitergewachsen. Für mich ein weiterer beweis dafür wie schlecht wintersonne bei gefrorenem boden ist, vor welcher diese palmen verschont wurden. Die mulde hat sich ansonsten als wahres kälteloch erwiesen und die allermeisten palmen hats hier total erwischt, so dass ich außer auf den obersten teilen der hänge in der mulde keine grenzwertigen exoten mehr pflanzen werde. Naja ganz konnte ich es mir aus platzgründen nicht verkneifen dort ein paar verschiedene bambusse welche sicher von der wind und wintersonnengeschützten lage mehr profitieren als ihr die paar grad weniger ausmachen würden, oder was meint ihr?

      Mein zwischenfazit ist, dass palmen und andere exoten zwar ohne bzw mit minimalschutz hier überleben können, aber zumindest nach härteren wintern gewiss im frühling nicht besonders zu einem schönen garten beitragen. Interessant wird es zu sehen was mit den palmen im nächsten winter passiert, ob sie es packen oder wirklich jetzt so geschwächt sind dass selbst ein normaler winter ( der nächster wird ein normaler ganz bestimmt :) ) sie umhauen kann. Viele palmen sehen trotz allem nicht ( mehr) sehr geschwächt aus und ich werde einige von ihnen auf verschiedene art (passiv) schützen um vergleichen zu können.

      So das war erstmal der status aus dänemark und ich hoffe dass meine erfahrungen einigen von euch helfen können, sei es nun ermutigend es mit minimalschutz zu versuchen oder bestärkt zu werden dass palmen in nordeuropa in härteren wintern nur mit zuheizung sinn machen.

      Viele grüße und alles gute.


      Torben
    • Hallo Torben

      Ein herzliches Willkommen zurück :k-

      Interessanter Beitrag und lehrgeld habe ich auch mehr als genug gezahlt ,hab meine Einstellung zum Winterschutz auch etwas geändert und habe uach eingesehen ,das Passivschutz meist nicht mehr reicht :dh-
      Viel Glück für Dich in Zukunft mit Deinen Exoten und ich wünsche und allen einen milden Winter :k-
      Liebe Grüsse aus dem Aachener Raum, René ::w

      ..........don't look back :thumbup: at.wetter.tv: BaesweilerWetter Baesweiler - VorschauWetter Baesweiler - TrendWetter Baesweiler
    • "Palms for Scandinavia" - ganz nett zu sehen und zu lesen

      Moin,
      ich bin beim Rumsuchen im Netz auf folgende Seite gestoßen:
      "Palms for Scandinavia"
      Der Autor ist Hobbyist und offenbar sehr enthusiastisch und optimistisch, was die Möglichketen angeht, Exoten auch nördlich von Deutschland zu auszupflanzen. Leider wurden die Seiten seit Anfang 2012 nicht mehr aktualisiert.
      Als Sprache kann wahlweise Englisch oder Schwedisch gewählt werden. Ich habe mir nur die Palmenseite - in Teilen - durchgelesen und fand sie sehr engagiert und ansprechend geschrieben (obwohl ich z. B. einzelne Temperaturangaben, die der Autor zum Thema Kältetoleranzen erwähnt, nicht für sinnvoll und hilfreich halte).

      Gruß
      Matthias