Das Auxin würde die Wurzelbildung dort anregen können, wo es auf lebendes Gewebe trifft. Ist also theoretisch nicht nötig, dass es erst über Wurzeln aufgenommen wird. Ich weiß aus dem Kopf auch nicht die Reichweite von Auxin in der Pflanze. Die lichtbasierte Auxinsynthese dient vor allem zum Ankurbeln des Wachstums im Gipfettrieb und - mittelbar - zur Unterdrückung des Wachstums in anderen Trieben (wenn ich alles richtig erinnere - würde jetzt sehr lange dauern, wenn ich noch mal genau in die wiss. Literatur (ich rede nicht von Wikipedia o. ä.) sehen wollte). Wenn man im Versuch z. B. ein einfaches grünes Laubblatt einer Pflanze mit Bewurzelungshormon bestreicht, wachsen die Wurzeln direkt aus den Blattadern.
Die Verengung auf Auxingabe=Wurzelbildung ist allerdings etwas sehr vereinfacht. Die Pflanze kurbelt eine ganze Maschinerie an, wenn sie Wurzeln bildet, bei der verschiedene Botenstoffe ein Rolle spielen. Es ist allerdings bekannt, dass Auxine dabei eine Schlüsselrolle spielen. Noch etwas: Auxin ist auch nicht gleich Auxin. Auxin ist ein Sammelbegriff für eine Gruppe von Phytohormonen.
Um es nicht zu kompliziert zu machen, würde ich sagen: Probieren geht über Studieren...
Mario, ich würde es versuchen, wenn Du nicht gerne abwarten möchtest, ob es die Pflanze irgendwie auf andere Weise schafft (zu hohen Dosen können aber das Gegenteil bewirken von dem, was Du möchtest).

Gruß
Matthias

Moin Volker,

ich meine, das sind wertvolle Erfahrungswerte, die Du da gewonnen hast. Und die zu haben, ist natürlich auch das Wichtigste für die gärtnerische Anwendung.
Auxine sind in der Wissenschaft ursprünglich vor allem als die "Streckungshormone" beschrieben worden. Erst an nachgeordneter Stelle kommt der Effekt bei der Wurzelbildung. An verschiedenen Stellen kann man lesen, dass sie die Bildung von Adventivwurzeln ankurbeln können (vgl. z. B.: Srivastava LM. 2002: Hormonel Regulation, in: Plant growth and development. Hormones and the environment., S. 318).
Das passt zu dem, was Du schreibst. Sind schon Wurzeln da, kann ihr weiteres Wachstum (und Bildung zusätzlicher >>Adventivwurzeln<< beschleunigt werden. Möglicherweise kann Indolylbuttersäure bei einer Reihe von Pflanzen die Wurzelbildung besonders gut anregen (besser als andere Auxine).

Wie auch immer, Deine Erfahrungen decken sich mit der Ansicht, dass es häufig zu kurz geschossen ist, wenn man meint: einfach eine Flasche öffnen, auf der "Auxin" steht, die Pflanze damit "behandeln" und es ist alles klar mit der Wurzelbildung. Damit will ich jedoch nicht bestreiten, dass es auch so funktionieren kann.

ich frage mich allerdings manchmal, ob man so einen Prozess - wie Wurzelbildung - wirklich erzwingen sollte (mal abgesehen von Stecklingen). Die Pflanze ist ja ein unglaubliches Gesamtkustwerk der Natur, in der alles aufeinander abgestimmt ist. Insofern ist es immer ein ziemlicher Eingriff, wenn man sie dazu verleitet, etwas zu tun, was sie selbst nicht (oder noch nicht) machen würde. Aber klar, bei Pflanzen, die geschwächt sind, kann es natürlich manchmal gerade das Richtige sein.

Gruß
Matthias