Palmenrüsselkäfer: Sterben Europas Palmen aus?

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    • <h1>Der Palmenretter aus Klein Görnow</h1>

      <h2>Wie Benedikt von Laar dem Rüsselkäfer zu Leibe rückt</h2>

      <h3>Von Karl Lotz</h3>

      <p><strong>Der Feind ist rot, rückt von Osten vor und hinterlässt gebrochene Existenzen - wortwörtlich. Ein rüsselbewährtes Insekt frisst sich durch die Welt. Von Südostasien aus hat der maikäfergroße Globalisierungsprofiteur eine Spur der Zerstörung bis nach Spanien gezogen. Ein erfolgversprechendes Gegenrezept gegen den "Roten Palmen Rüsselkäfer" kommt aus Mecklenburg.<br></strong></p>
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      <p>Mit einem Lauschangriff können die extrem schwachen Geräusche des roten Baumsaugers im Frühstadium identifizieren werden - rechtzeitig und nicht erst, wenn der Knabberkünstler sein Zerstörungswerk vollendet hat. Das kostet zum Bespiel Arabien jährlich 120 Millionen Dollar. Akustik-Jäger Benedikt von Laar ist daher weltweit gefragt. Aus Wien kam gerade ein Hilferuf wegen der Särge von Beethoven und Brahms. Denen knabbert der Rüsselkäfer nämlich das Holz weg. Ja, so weit können Geschichten führen, die in Mecklenburg beginnen. <br><br>Der Feind ist rot, rückt von Osten vor und hinterlässt gebrochene Existenzen. <br><br>Ein rüsselbewehrtes Insekt frisst sich unsichtbar durch die Palmenhaine der Welt und hinterlässt eine Spur der Verwüstung. <br><br>Die Spur der Verwüstung zieht sich von Südostasien bis nach Spanien.<br><br>Und er rückt uns langsam auf die Pelle. Aus Wien kam gerade ein Hilferuf von Restauratoren. Das rüsselbewährte Insekt knabbert die Särge von Beethoven und Brahms weg.<br><br>Und Mecklenburg-Vorpommern? Es ist erwiesen, dass der Rote Palmen-Rüsselkäfer auch auf Ananas scharf ist und gerne Bananen frisst. Und Palmen sind ja schon mancherorts aufgestellte Objekte der Zierde.<br><br>Das ist der Kornkäfer, nur zwei Millimeter groß und hierorts ein schon lange beheimateter Schädling. Und damit sind wir beim Kern der Sache, die Fernost mit Mecklenburg-Vorpommern, Wien mit Görnow verbindet: der große Lauschangriff auf Schädlinge. Und so beginnt die Görnower Geschichte wenig überraschend in Saudi-Arabien. Aber der Reihe nach.<br><br>Der Bioakustiker Benedikt von Laar lebt seit 1997 in Mecklenburg und hat das erste erfolgsträchtige Rezept gegen den "Roten Palmen-Rüsselkäfer". <br><br><span class="text_zitatdkultur">"Ich fühl mich nicht als Feind des Käfers, Ich hatte eine Diskussion mit einem Freund aus Arabien und da habe ich nur gefragt, warum wendet ihr nicht das an, was wir, unser Kulturkreis, von euch gelernt hat: Und zwar, wenn ich einen Feind bekämpfen will, dann muss ich ihn erst studieren. Es ist ein faszinierendes Tier, ich habe persönlich überhaupt nichts gegen den Red palm vivel. Er hat immer eine neue Überraschung und es dokumentiert wiederum die Hilflosigkeit; mit eindimensionalen Denken kommt man dem Kerl nicht bei."</span><br><br>Der Kerl, ein leuchtend rosaroter Käfer, bewegt sich in einem Klarsichtbehälter, träge wechselt der Sechsbeiner mit dem markanten Rüsselfortsatz am Kopf die Position. Zur Wohlfühltemperatur fehlen dem Rhynchophorus ferrugineus einige Wärmegrade. Umso aktiver ist das prächtige Insekt in Gefilden, die einige Breitengrade südlicher liegen als das Dorf Görnow bei Sternberg in Mecklenburg. <br><br><span class="text_zitatdkultur">"Gehen Sie ganz dicht hinter mir. Sollte irgendetwas rauskriechen: nur stehen bleiben, nichts machen, bloß nicht nervös werden, rumtanzen oder sonst was."</span><br><br>Der Hausherr steuert zielgerichtet durch sein Anwesen, das den Eindruck erweckt, nach dem letzten Sturmtief sei nicht aufgeräumt worden. Der Eindruck täuscht, denn die im Gras herumliegenden Bleche sind Monitore in eine wunderbare und vielfältige Natur.<br><br><span class="text_zitatdkultur">"Das sind Monitorbleche, um das Vorhandensein zu dokumentieren bei welcher Sonneneinstrahlung, Temperatur und eben einen Überblick zu haben, welche Arten vorkommen."</span><br><br>Deshalb ist er hergezogen. Der studierte Biologie-Geografie-Pädagoge, Landschaftsökologe und IT Fachmann. Er kam mit seiner Familie 1997 nach Mecklenburg in dieses 18 Seelendorf am Rande des Naturschutzgebietes im Warnowtal.<br><br><span class="text_zitatdkultur">"Bewogen hat mich hierher zu kommen, die naturräumliche Ausstattung, weil das ein Lebensinhalt von mir ist, besser gesagt von meiner Familie Und das hier die Biodiversität enorm hoch ist. Das sieht man hier, da man alle Tiergruppen noch komplett vorfinden, dass man hier in Mecklenburg Pflanzengesellschaften noch nach Lehrbuch finden kann."</span><br><br>Unter den warmen Blechen leben Kreuzotter, Blindschleiche; in einem Gestrüpp ein Zauneidechsepaar, die größte Echsenart in Mecklenburg. Alle sind an ihrem Platz, als hätten sie nur auf den Hausherrn gewartet. Auch der Ameisenlöwen in seinem Trichter wirf mit Sand, als wäre er mit Benedikt von Laar verabredet. Der Hausherr imitiert eine Ameise und der Löwe schmeißt mit Sand, weil er spürt, eine Ameise ist in seinen Trichter gefallen. <br><br><span class="text_zitatdkultur">"Ne Ameise zu simulieren ist ein bisschen schwierig."</span><br><br>Ist die Natur vor der Haustür ein aufgeschlagenes Lehrbuch, so kann man sich das Interieur des Hauses, das im Laufe der Jahrhunderte immer wieder umgebaut wurde, als einen Entwurf für ein Bühnenbild eines Theaterstück vorstellen, das um 1900 spielt. Doch der Hausherr hat es mit sehr gegenwärtigen Problemen zu tun, für deren Lösung seine Firma effektive und umweltschonende Rezepte entwickelt hat.<br><br><span class="text_zitatdkultur">"Wir arbeiten in einem Bereich, in dem wir absolutes Neuland betreten. Man weiß in der Bioakustik nicht, womit man spielt, man muss Sorge tragen, dass man alle möglichen Informationen noch aus dem Gelände mitnimmt. Und wenn man dann mit Aufnahmemedien arbeitet, die mit dem Kompressionsverfahren arbeiten auf Reduktionsbasis, dann nehme ich im Vorfeld schon billigend in Kauf, dass ich alle Informationen, die mir zur Verfügung stehen würden mit nach Hause nehmen würde und somit auch meine Aussagen in Bezug auf diese Aufnahmen begrenz sind. Ist das halbwegs, ist das zu böhmisch?"</span><br><br>Nicht wenn sie greifbar, in diesem Fall hörbar gemacht werden können. Die akustischen Beispiele von Insekten hat er seinem Laptop parat. <br><br><span class="text_zitatdkultur">"Das ist, um ein besseres Gefühl zu kriegen.<br>Das ist ein Riesenabendsegler, ein irrer Sound.<br>Man hört sehr schön die Echos von der Hauswand. Dann Totenkopfschwärmer <br>Ein Nachtfalter, ähnlich wie bei den Fledermäusen der Ortungsrufsequenzen pulsförmig."</span><br><br>Dann kommen wir zu den Projekten der Schädlingsbekämpfung. Herr von Laar stellt ein Glas gefüllt mit Getreidekörnern auf den Tisch. <br><br>Der Bioakustiker steckt das Mikro in die Körner und im Kopfhörer melden sich Fressgeräusche des Kornkäfers.<br><br>Ich höre zum ersten Mal in meinem Leben solche Geräusche und empfinde eine gewisse Lustigkeit. <br><br><span class="text_zitatdkultur">"Ja, bloß dieser Spaß vergeht spätestens, wenn sie gleichzeitig Hauseigentümer sind. Zurück zum Red palm vivel. Da sind wir in der Lage, die Soundevents in Klassen zu unterteilen. Das erste sind Laufgeräusche in der Palme, das klingt wie folgt:<br>Ebenfalls zur 1. Klasse gehört das Bohren für die Löcher der Eiablage. <br>Dann die Fraßgeräusch der Larve."</span><br><br>Diese erzeugten Soundsequenzen seiner weltweit einzigartigen Hightech-Lauschanlage, lassen die Fachwelt aufhorchen. Der Detektor arbeitet mit 80 Dezibel Verstärkung - das heißt, er hebt Geräusche auf Düsenjet-Niveau an. Wie kam er darauf, sich den Roten Palm Rüsselkäfer zum Gegenstand seiner Forschung zu machen?<br><br><span class="text_zitatdkultur">"Auslöser war eine Anfrage, so einfach, wie es im Leben ist, aus der Allasau Oase im Osten von Saudi-Arabien, die über unsere Internetseite gestolpert sind und gefragt haben, ist es eigentlich möglich, kann Bioakustik eine Antwort darauf geben, ob eine Palme vom Rüsselkäfer befallen ist, oder nicht und das war der Anstoß." </span><br><br>Der Anstoß hat Folgen, weit über das Dorf Görnow hinaus. Der Bioakustiker reist auf Einladungen von Regierungen und UN-Behörden zu Vorträgen in die Emirate. Das "Wall Street Journal" hat um ein Interview gebeten. Die mit einem flexiblen Spezialisten-Netzwerk aus ganz Deutschland entwickelten BvL-Geräten sind weltweit im Einsatz, denn die Bioakustik ist die einzige Methode, um eine Früherkennung von befallenen Palmen vorzunehmen. Dadurch kann man in die Spitze der Epidemie gehen, sagt Benedikt von Laar, und durch radikale Einschnitte die Epidemie verhindern, aber ...<br> <br><span class="text_zitatdkultur">"Es sind immer wieder die gleichen Handlungskonzepte, die auf der Welt angewandt werden: Man versucht es mit dem Massenfang über Fallen. Setzt da Fermone ein, obwohl man beim Rüsselkäfer nicht weiß, wie die Feromone funktionieren sollen, weil es dummerweise nicht zur Biologie des Käfers passt. Und das Risiko besteht darin, dass man den Käfer in Bereiche hineinzieht, wo die vorher noch nicht waren. Die nächste Antwort des Menschen ist dann der ungezügelte Einsatz von Pestiziden, womit dann die letzten Prädatoren auch weg geräumt werden. Und lediglich in der Endkonsequenz wird der Käfer von der Palme noch geschützt, denn er wird nicht erreicht von den Pestiziden. Man erwischt aber alle anderen Strukturen im gesamten Haus. Umso gewaltiger kann er sein Werk fortsetzen."</span><br><br>Erstaunlich daher, dass Behörden und Konzerne bis dato wenig Interesse an einer Veränderung dieses Zustandes zeigen.<br><br><span class="text_zitatdkultur">"Die Verbreitung ist fast schon amüsant: der Tourist möchte gern Bahamafeeling zum Ökonomietarif. Deshalb sind die Kanarischen Inseln interessant, klimatisch begünstigt, das haben auch einige Hoteliers erfahren. So baut man neue Hotelkomplexe in windes Eile, um auch den Bedarf zu decken, bloß zum Bahamafeeling fehlen entsprechende Palmen."</span><br><br><span class="text_zitatdkultur">"Diese Palmen kamen in der Regel aus Ägypten, wobei Bereiche im Nildelta bis zu 90 Prozent befallen sind, das ist meine Information. Jedenfalls ist ein Farmer, der von dem Befall weiß, auch nicht böse darüber, wenn ein Aufkäufer kommt und ihm 150 Euro gibt, wobei die gleiche Palme einen Straßenpreis auf den Kanaren von 3000 Euro hat. Das ganze ist ein lukratives Geschäft, ohne dann die Risiken in Betracht zu ziehen, dass man im Handgepäck diesen Käfer hat. Erschreckend dabei ist, dass dann diese Invasion völlig ungebremst auf unvorbereitete Behörden trifft."</span><br><br>Mit seinen bioakustischen Geräten erreicht der Bioakustiker aus Görnow eine Trefferquote von 97 Prozent. Trotz der hochsensiblen Technik ist das aber ein mühseliger Weg, der viel Erfahrung, Geld, Konsequenz und Hartnäckigkeit fordert. <br><br><span class="text_zitatdkultur">"Und das ist wieder die Faszination, welches komplexe Gefüge die Natur bereitstellt hält, wie alles ineinander greift und ich muss einfach sagen, die Gier letztendlich, das Ausbreitungsproblem ist eindeutig die Gier. Das nicht warten können, nicht normalen Prozessen die Zeit zu geben und wenn man nicht abwarten kann, dann nur halbherzig vorzugehen, das heißt jegliche Vernachlässigung von Kontrollmechanismen. Der aktuelle Stand ist: die Kanarischen Inseln sind befallen, Zentralspanien ist inzwischen komplett befallen, Mallorca gehört zum Kreise derer, die befallen sind. Südfrankreich teilweise ist er aufgetreten, dann Sizilien, Neapel, Rom, Toskana, Kreta, Zypern, Rhodos."</span><br><br>Unvorstellbar, was passiert, wenn der Käfer auf andere Bäume überspringt. Ananas ist möglich, dass er die Frucht der Bananenstaude frisst, kann Benedikt von Laar beweisen. Und wie soll der Mensch seinen Ramadan feiern, wenn keine Dattelpalmen mehr da sind.<br><br><span class="text_zitatdkultur">"Es ist relativ. Das Problem ist, dass der Mensch mal wieder keine Zeit hat. Irgendwann, wenn man der Struktur der Biologie oder der Ökologie folgen würde, das ist dann okay, dann lass ihn gewähren, den Red palm vivel. Dann frist er erst alle Palmen weg, man muss nur genug Zeit haben und wenn er irgendwann keine Nahrung mehr hat, dann bricht seine Population zusammen. Aber die Frage ist in dem Spiel, hat der Mensch soviel Zeit abzuwarten? Auf der anderen Seite, irgendwas würde auf Dauer vielleicht passieren. Insofern sind wir doch nicht so weit vom Red palm vivel weg. Wer weiß?" </span><br><br>Heimfahrt durch ein Mecklenburger Idyll: Grüne Weiden, gelbe, wahrscheinlich genmanipulierte Rapsfelder, ein Habicht kreist in der Luft, Vögel zwitschern und es duftet wie in Gottes Parfümladen: und über der Landschaft steht die Frage: Warum leben wir mit Problemen, die kluge Menschen lösen können.</p>

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      Eklig wie die schmatzen, hier ein weiterer Film

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    • natürliche Feinde

      Hallo zusammen!
      Es gibt anscheinend wirklich wenige Studien über die natürlichen Feinde des Red Palm Weevil!
      Bis jetzt konnte ich soviel herausfinden
      natürliche Feinde sind bei den Nematoden: Praecocilenchus ferruginophorus
      bei den Bakterien: Pseudomonas aeruginosa
      bei den Viren: Cytoplasmic polyhedrosis virus
      bei den Milben:Hypoaspis sp./Tetrapolypus rhynchophori
      bei den Insekten:Chelisoches morio/Scolia erratica/Sarcophaga fuscicauda
      Ich denke auch,dass die natürliche Schädlingsbekämpfung noch längst nicht ausgereizt ist.Ich weiss auch gar nicht inwieweit sie bis jetzt zum Einsatz kam?!Anstatt 60Grad heisses Seifenwasser von oben in die Palme zu schütten,wäre ein Nematoden bzw. eine Kombinationeinsatz dieser Feinde bestimmt einen Versuch wert!
      viele Grüsse
      Mike(Basel)
    • Red Palm Weevil

      Hallo zusammen!
      Im natürlichen Verbreitungsgebiet sind eine ganze Reihe von Fressfeinden zu vermuten. Der RPW wird auch nie in intakten Systemen zu einem Problem. Erst wenn der Palmenanbau als großflächige Monokultur ausgearbeitet wird, hat der Käfer die Chance zum Problem zu werden. Auf Grund der besonderen Biologie des Käfers kommen wohl spezialisierte Fressfeinde nicht in Frage. Im Normalfall ist der Käfer mit seinen Entwicklungsstadien in der Pflanze gefangen und kann erst kurz vor dem Auseinanderbrechen der Palme vereinzelt hinausdiffundieren. Da vom Erstbefall bis zum Zusammenbruch der Palme (je nach Alter und Größe)Zeiträume bis zu 2 Jahren vergehen können, hätten auf diese Art spezialisierte Fressfeinde sehr schlechte Karten. Sobald der Kontakt zum umliegenden Regenwald (Indonesien/Borneo) gekappt wird (industrieller Plantagenbau o. Oasenstruktur), reißt auch die Verbindung zu den natürlichen Fressfeinden ab. Das Problem beginnt Formen anzunehmen, die sichtbar sind. Die einzige Antwort ist meist konzentrierter Pestizideinsatz (meist Nervengifte), die kaum die Käferpopulation erreicht, jedoch die restlichen Fressfeinde gänzlich verdrängt, so daß der Käfer freie Bahn hat. Für das "Monitoring" werden häufig Pheromon-/Kairomonfallen eingesetzt, die allerdings das Risiko der nichtgewollten Ausbreitungsunterstützung haben. So wird der Käfer schön flächig verteilt. Gefolgt von Fehlern im Abfallmanagement wird die Sache dann rund.

      Neben verschiedenen Ameisenarten, spielt auch der Tokee (Gekko gecko) eine Rolle als Fressfeind. Inwieweit südeuropäische Arten den RPW als Beute annehmen ist noch gar nicht untersucht worden. Tatsache ist nur, dass es einfacher ist die Orte in Südeuropa aufzuzählen, die noch nicht vom Red Palm Weevil betroffen sind. Wirklich dramatisch ist, dass der Käfer bislang von jedem Land in der EU unterschätzt wurde und somit wertvolle Zeit verspielt wurde (Elche, Valencia, Lanzarote, Neapel, Zypern, Sizilien etc.).
      Viele Grüsse!
      Benedikt
    • Red Palm Weevil

      Hallo Leute!
      Wie es Volker richtig erkannt hat, habe ich etwas mehr mit diesem Kerlchen zu tun. Ich hatte ihm zwischenzeitlich angeboten, dass ich mich für Fragen diesbezüglich zur Verfügung stelle.
      Ich arbeite jetzt seit 7 Jahren an der Problematik und habe ein ganz ordentlichen Überblick, was diesbezüglich in Europa, arabischen Raum, Mittelamerika und Asien los ist.
      Ich versuche derzeit auch eine kleine Grafik zur Situation in Europa hochzuladen.

      img140.imageshack.us/my.php?image=eurrpwcan2007intax5.jpg

      Gruss!
      Benedikt

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von bvlaar ()

    • Hi Frank!
      Nach meinen bisherigen Information ja, werde mich jedoch über Befallsgrad innerhalb von Italien im Februar genauer informieren, da ich dann zu einem Einsatz in Catania bin. Die besten Informationen erhält man vor Ort von den Locals.

      P.S.: ob Baumschulen direkt weiß ich nicht, er kommt im Freiland dort vor. Wenn die Baumschulen über keine Abriegelung verfügen und im 5 km - 10 km Radius eines Befalls liegen ist es auf jeden eine Risikozone. Wenn dort auch große Phonix dactylifera gehandelt werden, sollte man sehr genau hinschauen.

      Gruss!
      Benedikt
    • Hallo Frank!
      Laut Pflanzenschutzrichtlinie der EU sind Palmen ab einer Stammstärke von 5 cm im Focus. Leider habe ich hier den Fall gehabt, dass er auch Zuckerrohr mit einem Stengeldurchmesser von 1 cm nimmt. Auf den ersten Blick macht das für den Käfer nicht viel Sinn, da zu wenig Substanz vorhanden ist. Jedoch war es mir möglich zum ersten Mal Kannibalismus bei dieser Käferart nachzuweisen. Dieses Phänomen ist bei verschieden anderen xylobionten Insekten bekannt. Durch diese Taktik erhält die fressende Larve einen Wettbewerbsvorteil. Somit würde selbst eine deartig kleine Nahrungsquelle für einen fertigen Käfer reichen. Auch sind hierbei die Entwicklungszyklen kürzer.

      Gruss!
      Benedikt
    • Hi Frank!
      Es ist ein spannendes Thema, nur die Dummheit und die Zeit der Wunderheiler stört mich. Habe vor wenigen Minuten wieder einen Bericht aus Malta erhalten. Alle Staaten haben sich mit Fallen auf die Nase gelegt, nun kann geraten werden, was auf Malta probiert wird.
      Das spielt man nun vielleicht ein paar Jahre, bis wieder eine Palme im Garten eines Ministers erwischt wird an der der Minister zuvor viel Freude hatte und überhaupt nicht begeistert ist.

      Gruss
      Benedikt
    • Hallo Benedikt!
      Mich würde mal interessieren ob schon natürliche Fressfeinde im Mittelmeerraum beobachtet wurden & ob eine Infektion mit Nematoden & z.b. B. sphaericus in Betracht gezogen wird.
      Fressen am Mittelmeer heimische Ohrwürmer ähnlich den natürlichen Fressfeinden(Chelisoches morio) am Naturstandort Eier & kleine Larven des red palm weevil.
      Befallen Dolchwespen(Scolia flavifrons) im Mittelmeerraum auch Larven des red palm weevil.
      Werden im Mittelmeerraum in letzter Zeit immer häufiger Syagrus r. gepflanzt,weil diese viel seltener befallen werden bzw. wieviel befallene Syagrus gab es in letzter Zeit?
      viele Grüsse
      Mike(Basel)
    • Hallo Mike!
      So weit ich informiert wurden keine Fressfeinde direkt beobachtet. Es scheint sich niemand so recht für diese Wege zu interessieren. Auf einer griechischen Insel hatte ich ´mal Adulti, die sehr stark von Milben befallen waren. Es schien jedoch, dass diese Milben zumindest zu keiner Verkürzung der durchschnittlichen Lebenswartung bei Käfer führten. Ob die Milben einen Einfluß auf das Larvenwachstum haben könnten, konnte ich leider nicht untersuchen.
      Solche Arbeiten sind immer zeitintensiv und tragen ein sehr hohes Erfolgsrisiko. Man findet kaum Geldgeber für derartige Grundlagenforschungen.
      In der arabischen Welt hat man über Jahre an Nematoden und Pilzen gearbeitet. Nematoden wurde glaube ich inzwischen gänzlich fallen gelassen. Auch die Pilzschiene ist nicht unproblematisch.
      Das Hauptproblem etwaiger Fressfeinde ist, ihrer Beute habhaft zu werden. Spezialisten sind weniger zu erwarten, da sämtliche Entwicklungsstadien des Käfers im Schutz der Palme leben. Es bleiben demzufolge nur Tiere über, die den Käfer als "Beifang" nehmen, da er in den jeweiligen Regionen nicht ganzjährig als Beute zur Verfügung steht.
      In diesem Zusammenhang würde ich mir gerne einmal die Perleidechse und die Riesensmaragdeidechsen genauer anschauen. Von der erstgenannten haben Augenzeugenberichte im Raum Valencia, dass die Echsen auch in 4 - 5 m hohe Palmen gehen. Bei der Riesensmaragdeidechse habe ich es selbst gesehen. Weiterhin sind der Riesenabendsegler und die Bulldoggfledermaus in diesem Fall interessant. Auch der Wiedehopf und Elstern könnten noch Mitspieler sein. Bei den Fledermäusen habe ich einmal eine Anfrage nach Valencia geschickt, aber leider keine Antwort erhalten. Man muss den Fledermauskot auf Chitinreste des Käfers untersuchen. Hierzu muss man jedoch wissen, wo die Höhlen/Tagesquartiere sind. Dies wissen nur Locals und wenn die nicht antworten, Pech gehabt.

      Ach so, Anmerkung: Es wird selbst von der EPPO dargestellt, dass der Käfer tagaktiv sei, kann ich leider auch nicht bestätigen. Er fliegt zwar im Morgengrauen, versucht sich jedoch so schnell wie möglich zu verstecken. Die Eiablage erfolgt nach unseren Videodokus bei Dunkelheit.
      Die größeren potentiellen Fressfeinde können auch nicht allzuviel Käfer abgreifen. Sie leisten aber einen Beitrag zur Abdämpfung der Ausbreitung.
      Nun habe ich noch eine kleine Info, die es wert wäre zu überprüfen. In manchen Ländern wird neben zwei anderen Käferarten und dem Red Palm Weevil noch die Wanderratte als Palmenschädling angesehen. Bislang ebenfalls ungeklärt ist, was die Ratten in den Palmen suchen. Interessant ist hierbei eine Randbeobachtung. In Ländern wo Ratten als Schädling klassifiziert werden, sieht man sehr viel Unrat am Strassenrand (ideale Eigenheime für die Nager). Komischerweise werden selbst in Hochbefallsregionen keine/kaum Strassenpalmen vom RPW heimgesucht. Auf der anderen Seite weiß man auch, dass die Nager nichts gegen einen Proteinschub einzuwenden haben. Ich will hiermit eigentlich nur einmal aufzeigen, wie wenig man tatsächlich über den Käfer und seine Einbettung in Ökosystemen weiß.
      Bei Dolchwespen und Ohrwürmern weiß ich einfach nicht, wie sie an die Beute herankommen sollen.

      Es ist auch schwierig im Freiland entsprechende Beobachtungen zu machen, zumal bei einem mutmaßlichen Käferbefall von vielen der exessive Einsatz von Pestiziden empfohlen wird und dies von schlecht informierten, verzweifelten Palmenbesitzer auch zügig umgesetzt wird ohne an die entsprechenden Kollateralschäden zu denken. Der Glaube an die Chemie ist derart manifestiert, dass man kleine Dörfer findet in denen gleich 5 Mischer jeweils die ultimative Mixtur besitzten, während der Käfer gemütlich in der Palme verharrt. Alle sind derart mit der Suche nach dem Allheilmittel beschäftigt, so daß alle vergessen, endlich mit einer konstruktiven Arbeit zu beginnen. Jedesmal trifft man auf den gleichen Zyklus und jedesmal entscheidet der Käfer das Spiel für sich. Üben und probieren kann man, wenn man Zeit hat. Es muss parallel laufen Bekämpfung und Forschung.

      Ich hoffe, die Exkursion hilft.
      Alles Gute!
      Benedikt
    • Hallo Benedikt,

      dass mit der Beifangproblematik der möglichen Fressfeinde ist wirklich nicht zu unterschätzen. Mann kann ja schlecht ein Gecko so abrichten, dass er nur auf RPW geht (Los Hasso - fass :D ).

      Habe selber in Spanien (nähe Alicante) beobachten können, wie gut Opfer und Jäger sich kennen. Gegen 17:00 bis !8:00 Uhr kamen die Maulwurfsgrillen aus Ihren Löchern und zirpten uns die Ohren voll. Gegen 19:00 bis 20:00 Uhr verstummte das Konzert auch schon wieder. Warum? Weil dann die Geckos aktiv wurden. Unsere 3 Grillen haben jedenfalls während des Urlaubs immer überlebt (ich hätte es dem Gecko aber gegönnt).

      Auch die Fledermausschwärme hatten Ihre innere Uhr. Man konnte fast selber die Zeit danach stellen, weil sie regelmäßig durch die Strassen von Laterne zu Laterne zogen. Sie kamen auch nicht 2x und auch nicht sofort bei der Dämmerung. Erst wenn die Laternen dicht von Insekten umflogen wurden kam der Schwarm.

      -volker-