Chinosol Prophylaxe

    • Original von Volker
      Irgendwas kann da an der "langjährig eingewurzelt Theorie" also nicht stimmen.

      ...und was?

      Jungtrachys erleiden also schon Schäden bei -8°C, ohne Bodenfrost.

      liegt das nicht generell in der Natur der Sache? Jungpflanzen haben einfach nicht genügend Reserve (Biomasse, Wurzelmasse) um alle negativen Umwelteinflüsse (die hier im Winter auftreten können) fehlerfrei wegzustecken. Das gilt zu ziemlich für alle Lebewesen - ohne genügend Reserven gehst Du halt schneller hops.

      Das ein ausreichend dicker Stamm - im Gegensatz zu einem hochgeschossenen Dünnling - Vorteile hat, glaube ich gerne.


      -volker-
    • Hallo Volker.

      Genau das ist das Thema.

      Leider ist das nicht Jedem klar.
      Speerschäden werden zu oft auf andere Ursachen geschoben, Bormangel, nicht genügend etabliert, wenig Wurzelmasse, Ohrenkneifer.....

      Niemand erkennt, oder will erkennen, dass es einen Unterschied zwischen jungen und alten Pflanzen in Bezug auf die Frosthärte und sonstige Klimaeinflüsse gibt, das ist nicht nur bei Palmen so.

      Bei Trachys soll das anders sein.

      Da zaubert man flugs mal ne Grafik von nem Professor aus der Schublade.
      Darauf stehen irgend welche abstrusen Frosthärteangaben, die haben für alle T. fortunei zu gelten, ob jung ob alt, basta...

      Nun gibt es doch tatsächlich Leute wie mich, die haben eine andere Meinung dazu, das ist doch.... Blasphemie.


      Na, klar, wenn man nur alte Trachys im Garten hat kann man gut reden, die stecken einiges weg. Es gibt aber auch Leute mit Jungpalmen.
      Die machen dann PAUSCHAL irgendetwas falsch wenn die Pflanzen Schäden nach dem Winter zeigen.

      Ich will damit doch nur deutlich machen, dass niemand den von vielen Seiten angegebenen Frosthärteangaben trauen darf, z.B. -17°C.
      Ene Jungtrachy kann schon nach -12°C hops sein (selber erlebr) während eine alte noch -20°C überleben kann.

      Zum Verständnis, eine Trachy gilt so lange als jugendlich bis ihr Dickenwachstum des Stammes abgeschlossen ist, auch erst dann wird sie geschlechtsreif.


      Volker
    • Hallo,

      dass junge Trachys öfter Blattschäden erleiden, kann ich bestätigen. Die meisten erholen sich davon noch gut.

      Wenn eine Größere Speerfäule hat, dann ist das Risiko groß, dass sie nicht überlebt. Die Regenerationsphase dauert bei den Großen sowieso länger...

      Also:
      Lieber besser schützen, wenn man Dauerfrost erwartet. Mit Chinosol bekämpft man nicht die Ursache sondern die Symptome der Schädigung.

      Ich bezweifle, dass man zu 100% nach einem Winter behaupten kann, dass dank Chinosol, die Palme keine Schäden hatte.

      Wenn man allerdings vermutet, dass da etwas mit der Palme nicht stimmt, würde ich sie behandeln.

      Grüße,
      Gregor
      Grüße, Gregor
    • Moin,

      daß jüngere Trachys eher Blattschäden haben als ältere - das kann auch daran liegen, daß ihre Blätter tiefer über dem Boden sind. Bei Schneedecke sind direkt über dem Schnee deutlich tiefere Temperaturen als in 2m Höhe.

      Chinosol ist für mich Glaubenssache. Der Beweis, daß mit Chinosolbehandlung mehr "herzkranke" Trachys überleben als ohne ist schwer zu führen. Es könnte sogar anders herum sein, aber wer will da schon Versuchsreihen machen?

      Das beste Mittel gegen Herzfäule ist zu vermeiden, daß das Meristem zu kalt wird, z.B. durch einen Stammschutz.
      Auch wenn gebetsmühlenartig behauptet wird, das Herz wäre der kältebeständigste Teil eines Trachys, und ein Stammschutz würde von daher keinen Sinn machen - es kommt oft genug vor, daß die Blätter mehr oder weniger intakt sind, aber das Meristem abgestorben.

      Überlebt das Herz, überlebt die Palme! Die Blätter wachsen nach...


      Grüße,


      Thomas
    • Hallo.



      Die in der Grafik markierten Pflanzenteile eleiden erste Schäden schon nach -6°C, bei -8°C sind sie zu 50% zerstört.

      Wenn nun die Temperaturen wieder ansteigen, beginnen die Pilze ihr zerstörerisches Werk.
      Bemerkt man das nicht breiten sie sich ungehindert aus, es kann sogar zur Herzfäule kommen.

      Wichtig ist also, dass es gar nicht erst zu den schädigenden Temperaturen kommt.

      Deshalb würde auch eine Chinosol Prophylaxe erst dann etwas bewirken können wenn es tatsächlich zu diesen Temperaturen gekommen ist oder die Palme aus einem anderen Grund im Bereich der Neutriebe angegriffen ist.

      Volker
    • Hallo Wolfgang.

      Das primäre Dickenwachstum einer Palme ist abgeschlossen wenn das Streckungswachstum einsetzt.
      Das heißt die Palme wächst mit dem annähernd gleichen Durchmesser der Stammbasis nur noch nach oben, die Stammbasis verdickt sich nun nicht mehr.

      Aus der Wiki:


      Einkeimblättrige Pflanzen (Monokotyledonen) besitzen mit wenigen Ausnahmen (Drachenbäume, Yucca und Keulenlilien) kein sekundäres, sondern nur ein primäres Dickenwachstum. Deshalb zeigen Palmen nach oben keine Verjüngung.


      Bei Trachys dieser Größe ist das Dickenwachstum noch nicht abgeschlossen:



      Hier ist es schon einige Jahre abgeschlossen, der Stamm wird nun nicht mehr dicker:



      Volker
    • Hi
      Volker
      ich hatte ordentlich gemulcht.Ich denke der Boden war frostfrei da hätte eher bei der größeren Trachy gefroren sein müssen weil Standort etwas ungünstiger da an der Nordseite ausgepflanzt.
      Bin gespannt wie sie sich dieses Jahr schlägt.
      Gruss
      Marco
      Rödinghausen,Ostwestfalen Usda zone 7b

      Dieser Beitrag wurde bereits 2 mal editiert, zuletzt von premium2005 ()

    • @Volker,

      Wo sitzt eigentlich das Meristim? Bei Fortuneis mit ausreichender Stammlänge wohl immer im oberen Drittel (hab ich so in Erinnerung) - aber solange der Stamm immer noch in der Dicke zunimmt (der Trachystamm also konisch aussieht) ist es wohl ganz unten - oder täusche ich mich da?

      Das würde doch auch bedeuten das bei einem ca. 50 cm noch konischem Stamm das Meristim ähnlichen Temperaturen ausgesetzt ist, wie bei einer kleinen Jungtrachy (nur eben mit schon besserem Stammschutz).

      Meine Vermutung zielt in die Richtung: "Welche Temperatur ist das Meristim ausgesetzt?" Und wenn es im Leben einer Trachy einen Lebensabschnitt gibt, wo das Meristim lange in Bodennähe verharrt (bevor es nach oben getragen wird), könnten sich dadurch andere Umweltparameter zum Überleben/Krankheitsbild einstellen, als wenn das Meristim nur von der Lufttemperatur (die ja eher schwankt) beeinflusst wird.

      Primärfrage:
      Also wie verhält sich das mit der "Meristimverschiebung"?
      Wie lange sitzt es in Bodennähe, bzw. ab welcher Stammeshöhe verschiebt es sich (zuerst zur Mitte um dann seinen entgültigen Platz im oberen Drittel einzunehmen)?

      weniger wichtig -> Sekundärfrage?
      Nach etwas Überlegung stelle ich fest, das ja auch das obere Drittel wohl nicht stimmen kann - kann ja nicht sein, dass bei einem 10m Stamm das Meristim über 3m unterhalb der Stammesspitze sitzt - oder doch?


      -volker-
    • Hallo Volker.

      Bei Sämlingen liegt das Meristem unter der Erdoberfläche.



      Das bleibt auch einige Jahre so, es sei denn man hält seinen Sämling im Topf.
      In diesem Fall wird er beim Umtopfen meist zu hoch wieder eingepflanzt.

      Bei dier 2 jährigen Palme lag das Meristem (gelb) noch unter der Oberfläche (rot).



      Hier lag das Meristem ca. 10cm über der Erdoberfläche, links im Topf der obere Teil des Stammes.



      Lage des Meristems (gelb)



      Bei erwachsenen Palmen liegt das Meristem in etwa in dem Bereich wo der Stamm seine Endstärke erreicht hat.

      Ungefähr hier:



      Volker
    • Vielen lieben Dank für Deine ausführliche Exkursion über Meristime - und wo sie sich im Laufe der Entwicklung befinden.

      Schlussendlich komme ich leider zu keinem gescheiten Ergebnis was Meristimhöhe und Empfindlichkeit betrifft.

      Allerdings kann man wohl festhalten, dass man bei einer Jungpflanze (evtl. auch bis einer Stammhöhe von 50 cm) mit einer 10-15cm Aufschüttung durch Rindenmulch lange Zeit das Meristim mit beeinflusst (meistens wohl schützt) und diese Aufschüttung nicht nur Wurzelschutz ist.

      Oder liege ich da falsch?


      -volker-
    • Hallo Volker

      Sicher kannst du das Meristem durch Anschüttung von Mulch schützen, allerdings ist das Meristem selbst nicht der empfindliche Teil, es hält bei Jungtrachys schon -11,5°C aus.

      Das darüber liegende Blattprimordium, die Basis des neuen Blattes und der noch tief im Stamm liegende, noch nicht abgehärtete frische Stängel halten nur -6°C aus.
      Diesen Bereich erreichtst Du durch eine Anschüttung von Mulch meistens nicht.

      Genau das ist der Bereich, welcher zuerst einen Frostschaden erleidet, das Ergebnis ist dann dieses:



      Volker
    • Hier einmal der Werdegang eines Trachytodes. :(

      Die Kleine im Hintergrund im August 2005:



      Die Palme wurde vor dem ersten Frost gut gemulcht.

      Nun folgte der Winter 05/06



      Am 27.03.06 waren die Schäden sichtbar, die Neutriebe waren tot, alle alten Blätter und Stängel hatten nicht den geringsten Schaden. erster schimmel wurde sichtbar.



      Später, am 21.05.06 waren auch die alten Blätter abgestorben, da die Blattbasen massiven Frostschaden erlitten hatten.



      Das Meristem sah so aus:



      Das war einmal das Herz der Palme:



      Die Wurzeln der Palme waren zu 100% intakt.

      Fazit nach -14°C.

      Die älteren Fächer und Stängel hatten keinen Schaden.
      Die Blattbasen waren erfroren.
      Die oberen Bereiche der jungen Fächer waren ohne Schaden.
      Die Stängel der jungen Fächer und der Neutrieb, erfroren.
      Das Meristem erfroren.
      Die Wurzeln ohne Schaden.

      Volker